Wie funktioniert die Schichtverleimung?

Sie steigen eine wunderschön gewundene Treppe hinauf, ihre Hand gleitet über den geschwungenen Handlauf und plötzlich fragen Sie sich: “Wie ist es denn überhaupt möglich, diese Form aus Holz herzustellen? Holzstämme wachsen doch senkrecht und nicht in gleichmässig geschwungenen Formen.” Da haben Sie absolut Recht, die Natur ist zwar ein Wunder, aber hinter dieser Form steckt ein aufwändiger Herstellungsprozess. 

Wenn also in der Natur keine solchen Formen vorkommen, können wir diese dann einfach aus einem genügend grossen Stamm ausschneiden? Nein, auch das funktioniert leider nicht. Denn erstens benötigt es je nach gewünschtem Endprodukt Baumstämme in einer Grösse, die auf dem europäischen Markt nicht verfügbar sind beziehungsweise auch gar nicht bearbeitet werden könnten. Und zweitens muss man den Aufbau und die Faserung eines Baumes beachten. Es wäre schon alleine wegen eben dieser natürlichen Struktur des Baumes nicht möglich, einen stabilen, schön geschwungenen Handlauf oder eine Treppenwange aus dem Stamm herauszusägen.
 

 


Wie also erhalten wir diese gewundenen Formen? 

Der Name lässt auf den Herstellungsprozess schliessen. Zuerst wird ein stabiler Körper hergestellt, der später dazu dient, das Holz in die richtige Form zu biegen. Jeder dieser Formkörper wird, auf die Projektmasse angepasst, in unserer Werkstatt hergestellt. Im Bild 1 sehen Sie eine solche Formvorlage. Diese wurde gefertigt, um einen Handlauf zu winden (das fertig verleimte Werkstück sehen Sie in Bild 2) . Bei der Herstellung einer solchen Form werden nur die stabilsten Materialien verwendet. Ebenso wird entweder durch einen mittig angebrachten Pfosten oder anderen festigenden Elementen den aussenliegenden Latten zusätzliche Stabilität gegeben, damit sich diese durch den Druck später nicht verdrehen. Der letzte Schliff erhält der Formkörper dann durch die Anbringung von Markierungen oder das Aufkleben der gedruckten Baupläne. Dadurch wissen die Treppenbauer, wo sie die verleimten Platten auflegen und befestigen müssen, damit das Werkstück die richtige Rundung erhält.

Bild 1

 

 
Bild 2

 

                                                      Bild 3


 

Jetzt geht es an die Vorbereitung der Holzbretter. Diese müssen sowohl länger als auch breiter sein als das geplante Objekt, damit die Form anschliessend aus dem verleimten Stück schön herausgearbeitet werden kann. Nun wird der Leim auf die einzelnen Schichten aufgetragen und diese dann aufeinander gestapelt beziehungsweise geklebt. Dabei wird sorgsam darauf geachtet, dass diejenigen Schichten mit der optisch ansprechendsten Struktur aussen liegen und im späteren Bearbeitungsprozess sichtbar werden. Qualitativ sind aber innere wie äussere Schichten gleichwertig. 

Bei der Verleimung der einzelnen Schichten ist schnelles und exaktes Arbeiten gefragt, denn der zusammengefügte Stapel muss auf die Formvorlage angebracht und befestigt werden, bevor der Leim antrocknet. In der richtigen Position trocknet das Werkstück für mindestens drei Tage, bevor es weiterverarbeitet werden kann. Wie die verleimten Schichten vor der weiteren Bearbeitung aussehen, können Sie dem Bild 3 entnehmen.

Nach der Trocknungsphase wird der nun geschwungene Block von der Form gelöst und dem Kundenwunsch entsprechend in Form gebracht. In den Bildern unten (Bild 4 & 5) sehen Sie zwei Wangen, die mittels Schichtverleimung hergestellt wurden. Auf Bild 4 ist die fertig verleimte Wange noch mit den Plänen beklebt, damit der Treppenbauer weiss, an welcher Stelle er welche Einschnitte machen muss. Auf Bild 5 wurden die Einschnitte für die Treppentritte sowie die Stirnbretter bereits vorgenommen. Bild 6 zeigt eine Nahaufnahme der noch nicht eingeschnittenen Wange, worauf man die einzelnen Schichten der Verleimung und das daraus entstandene Muster schön erkennen kann.

Bild 4

Bild 5

Bild 6

 

Dank dieser zugegebenermassen aufwändigen, aber durchaus lohnenswerten Herstellungsmethode lassen sich Treppen in unsagbarer Vielfalt herstellen. Dabei sind sowohl ganz enge Windungen wie auch sanfte Rundungen umsetzbar. In Bild 7 und Bild 8 zeigen wir Ihnen zum Abschluss gerne noch ein Beispiel einer etwas grosszügigeren halben Rundung. In Bild 8 ist das verleimte und getrocknete Werkstück sowie das stabilisierende Element im Innern der Formkörpers besonders gut zu erkennen. Sie sind neugierig, wie das fertige Produkt aussieht? Hier finden Sie ein Beispiel eines verleimten Handlaufes. 

Bild 7

Bild 8

Falls Sie nun das nächste Mal, wenn Ihre Hand an einem geschwungenen Handlauf entlanggleitet oder Sie eine gewundene Treppe betreten, an uns denken oder Ihrer Begleitperson stolz erklären können, auf welche Weise der elegante Schwung im entsprechenden Treppenteil erzeugt wird, würde uns das mehr als glücklich machen. Und sollten Sie noch weitere Fragen haben oder gar selbst den Wunsch verspüren, eine solche Treppe in Ihrem Heim einbauen zu lassen, so freuen wir uns sehr über Ihre Kontaktaufnahme. Wir würden nur zu gerne Schwung in Ihr Zuhause bringen.

 

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